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Gepanzerte Schönheiten – die Welt der Käfer

Sie gehören zu den Insekten und sind die artenreichste Tiergruppe mit sagenhaften 350.000 Arten weltweit, wobei immer noch fast täglich neue Arten entdeckt werden. Bei uns in Mitteleuropa sind es immerhin noch ca. 8.000 Spezies, die uns auf Schritt und Tritt begegnen können. Die kleinsten Käfer messen gerade einen halben Millimeter und sind mit bloßen Auge kaum zu sehen, unser größter einheimischer, der Hirschkäfer, ist mit bis zu siebeneinhalb Zentimetern hundertfünfzig Mal so groß und beinahe schon furchteinflößend.

 

Der hübsche Augenfleck-Marienkäfer ist leicht an den gelblichen bis fast weißen Höfen rund um die schwarzen Punkte zu erkennen.

Es geht allerdings auch noch größer: Der Riesenbockkäfer aus Brasilien wird ganze siebzehn Zentimeter groß, wohlgemerkt ohne Fühler, und ist damit der größte Käfer der Welt! Aber zurück zu unseren einheimischen Arten, die schon durch die extremen Größenunterschiede beeindrucken. Noch viel mehr aber sind es Lebensweise, Gestalt und Farbe sowie die schiere Anzahl der unterschiedlichen Arten, die diese Tiergruppe so interessant machen. So gibt es unter ihnen räuberisch lebende Jäger, friedliche Pflanzenfresser, fleißige Abfallbeseitiger, Totengräber und solche, die in Lebensgemeinschaft (Symbiose) mit anderen Insekten, beispielsweise Ameisen, leben.

Fast alle Landlebensräume sind von den gepanzerten Krabblern erobert worden; an die unterschiedlichsten Lebensräume haben sie sich angepasst. Sogar ins Wasser sind einige Arten zurückgekehrt und haben auch das nasse Element für sich erobert. Lediglich Salzwasser scheint den doch so anpassungsfähigen Insekten nicht zuzusagen. Ansonsten genügt ein Wegrand, ein Straßengraben, ein Stück Brachland, um eine artenreiche Käferfauna hervorzubringen. Besonders geeignet sind jedoch solche Lebensräume, wie sie in den Biotopen der Natur- und Umwelthilfe Goslar e. V. erhalten und gepflegt werden. So finden wir z. B. in Feuchtbereichen wie dem Quellwiesenbiotop am Nordberg den Seidigen Rohrkäfer oder den Großen Pestwurzrüssler, die sich in den Uferbereichen sehr wohl fühlen.

 

Die Kalk-Halbtrockenrasen des Vereins im Salzgitterschen Höhenzug mit ihren vielgestaltigen Strukturen bieten einer Fülle von Arten perfekte Lebensbedingungen. Freie Flächen mit artenreichem Pflanzenbewuchs, Hecken, kleine Waldstücke mit ihren Saumbereichen: Ein Paradies für Käfer! Ob es der Augenfleck-Marienkäfer ist, dessen Familie übrigens wegen ihrer Gestalt Pate gestanden hat für ein berühmtes Auto mit der Nummer 53, der wunderschön gefärbte Ameisenbuntkäfer, dessen Jagdbeute hauptsächlich aus Borkenkäfern besteht, oder der Rosenkäfer, der gerne auf weißen Blüten sitzt und dessen Farbe jeden Metalliclack verblassen lässt – sie alle sind hier zu finden.

 

In den Saumbereichen zu den kleinen Waldstücken oder auch den Heckenstreifen finden wir den beeindruckend großen Schwarzen Moderkäfer, den feuerroten Rüssel-Rotdeckenkäfer und auch den hübschen Echten Widderbock. Gerade diese Saumbereiche, in denen unterschiedliche Lebensräume aneinandergrenzen, sind Horte der Artenvielfalt und damit extrem wichtig. Das gilt natürlich auch für Pflanzen und alle anderen Kleinlebewesen genauso.

 

Bleiben noch die ebenfalls der Natur- und Umwelthilfe Goslar e. V. gehörenden Waldbiotope. Gerade die Kalkbuchenwälder am Tönneckenkopf bei Göttingerode sowie der Frankenwald bei Heißum bieten vielen Käfern ideale Lebensbedingungen. So finden wir den Waldbock auf totem Holz, ebendort auch den Schwarzfleckigen Zangenbock. Der Vierbindige Schmalbock ist zwar ein Blütenbesucher, seine Eier jedoch legt er ebenfalls in totem Holz ab. In der Bodenvegetation können wir einen der schönsten Käfer finden, der bei uns heimisch ist, den schwarzgelb gefärbten Leiterbock.

Keiner der erwähnten Käfer ist übrigens bisher selten oder sogar bedroht. Trotzdem sieht die Zukunft der gepanzerten Krabbler ziemlich düster aus. So sind in den letzten 20 Jahren gerade ehemals häufige Arten stark zurückgegangen, die Gründe dafür sind weitestgehend auf menschlichen Einfluss zurückzuführen. Die Gründe sollen hier gar nicht im Einzelnen diskutiert werden, eine Erkenntnis aus dieser Tatsache jedoch muss hin und wieder einmal erwähnt werden. Es ist die ziemlich banale Tatsache, dass wir, gerade im Naturschutz, auf dem falschen Weg sind, wenn wir unser Augenmerk nur auf die Seltenheiten richten und diese schützen.

 

In den Biotopen der Natur- und Umwelthilfe Goslar jedenfalls sind die kleinen Krabbeltiere gut aufgehoben und vor allem auch herzlich willkommen!

 

Quelle:
Text und Fotos Gerwin Bärecke - Goslar

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